Ad-Fends-Kalender 2023 – 2. Türchen

Gestern haben wir erklärt, was ein Zimmerer/in eigentlich ist. Im heutigen Türchen betrachten wir die traditionellen Werkzeuge der Zimmerleute.

Das so genannte Bundgeschirr besteht im Wesentlichen aus den nachfolgend beschriebenen Werkzeugen und ermöglicht es, geübten Zimmererleuten ein komplettes Haus aus Holz zu bauen. Vom Fachwerk und den Wänden, Über Decken und Böden bis hin zum Dach lassen sich mit diesen Werkzeugen alle klassischen Holzverbindungen herstellen. Dabei wird der Begriff „Bund“ nicht etwa von „Bundesrepublik“ oder Ähnlichem abgeleitet. Er entspringt vielmehr dem Begriff „abbinden“, womit Zimmerleute das Bearbeiten ihrer Hölzer für Bauzwecke bezeichnen.

Zimmermannswinkel
Der Anreiß – oder Zimmermannswinkel dient dazu, rechte Winkel auf Holzbauteilen anzuzeichnen. Die Löcher im kurzen Schenkel sind in Abständen von 0,5 cm angeordnet und erlauben es, schnell und einfach Linien parallel zum Bauteilrand zu erstellen.

Schmiege
Die verstellbare Schmiege dient dem Übertragen und Anreißen (Anzeichnen) von nicht rechtwinkeligen Bearbeitungslinien. Sollen zum Beispiel 2 Hölzer aneinander angepasst werden, können die Winkel an der Schmiege eingestellt und auf die jeweiligen Hölzer übertragen werden. Auch lassen sich so identische Winkel vielfach reproduzieren.

Stemmeisen
Das Stemmeisen oder Stechbeitel besteht aus einer geschmiedeten Stahlklinge und einem hölzernen Griffstück. Es wird mit dem Holzhammer ins Werkstück getrieben um Zapfenlöcher und nahezu alle anderen Holzverbindungen auszuarbeiten. Die rasiermesserscharfe Klinge kann auch für die Herstellung feinster Schnitzereien und Verzierungen verwendet werden.

Holzhammer
Der Holzhammer oder auch Klopfholz ist für Arbeiten mit dem Stemmeisen wichtig. Da der Griff des Stemmeisens zur besseren Handhabung aus Holz ist, würde er beim Zuschlagen mit einem stählernen Hammer schnell verschleißen. Daher wird hierfür das Klopfholz verwendet. Auch für das Zusammenfügen eng gearbeiteter Holzbauteile oder das Einschlagen von Holznägeln ist der Holzhammer erforderlich. Es gilt hierbei, Schlagspuren zu vermeiden. Sichtholzbauteile bleiben so deutlich ansehnlicher.

Stoßaxt
Die Stoßaxt ist komplett aus Stahl geschmiedet und im vorderen Bereich an drei Seiten angeschärft. Obwohl sie einen recht martialischen Namen trägt, ist sie ein Präzisionswerkzeug. Mit der Stoßaxt können Holznägel geschnitzt, Kanten gebrochen und alle mit der Säge, der Axt oder dem Stechbeitel grob vorgerichteten Zapfen oder Verblattungen präzise fertig gestellt werden.

Gestellsäge
Die Gestellsäge ist das größe Werkzeug im Bundgeschirr. Sägeblätter mit großen Zähnen erlauben schnelle, Blätter mit einer feinen Zahnteilung präzise Schnitte. Über das Gestell wird das Blatt in verschiedenen Winkelstellungen gespannt und es dient beim Schneiden auch als „Zieleinrichtung“. So kann man das Blatt im Holz genau und kontrolliert führen.

Latthammer
Der Latthammer ist ein sehr wichtiges Werkzeug der Zimmerleute. Der ist immer „Am Mann“ (oder der Frau). Seine Klaue mit einem langen, angespitzten und einem kurzen, flachen Ende hilft beim Entfernen von Nägeln, Lösen von Bauteilen, Aufbrechen kleinerer Hölzern und Tragen oder Bewegen von schweren Bauteilen. Sein geriffeltes Schlagende (die Bahn) dient zum Einschlagen von Drahtstiften (Nägeln) oder Klammern. Die Riffelung verhindert dabei ein Abrutschen vom Nagelkopf. Einen kleinen Helfer hat dabei jeder gute Latthammer. In eine T-förmige Nut, welche auf der Oberseite des Hammerkopfes eingefräst ist, kann man einen Nagel einlegen. Der wird dort von einem kleinen Magneten gehalten. Man kann dann mit dem ersten Schlag den Nagel im Holz fixieren, selbst wenn diese Stelle außerhalb der Reichweite der zweiten Hand liegt oder man Diese nicht zum Halten frei hat. Außerdem kann man sich nicht auf die Finger schlagen, sollte man den Nagel verfehlen.

Beil
Das Beil, bei den Zimmerleuten die Bundaxt genannt, fehlt auf dem Bild. Sie ist einer gewöhnlichen Spaltaxt ähnlich. Die Bundaxt dient dazu, Hölzer grob zuzurichten oder, wenn etwas mehr Schlagkraft erforderlich wird, Diese aufzubringen. Dazu gehört auch das Eintreiben größerer Nägel.

Handbohrer
Der Handbohrer hat es leider auch nicht auf das Foto geschafft. Auch er gehört zu einem traditionellen Bundgeschirr. Zeitgemäß wird er jedoch durch elektrische kabelgebundene oder akkubetriebene Handbohrmaschinen ersetzt. Insbesondere wenn Holzteile mit Holznägeln oder Bolzen verbunden werden sollen, ist ein Bohrer unerlässlich.

(Bildquelle Wikipedia)